Wilhelm Tell in Manila Roman
Auch als e-Book erhältlich bei Ihrem e-Book-ShopISBN: 978-3-88423-519-5
Über dieses Buch
Weil Rizal in Madrid mit liberalen Ideen hervorgetreten ist, warnt sein Bruder vor der Heimkehr nach Manila. Er empfiehlt die sichere Existenz in Deutschland. Aber er könne etwas für sein Volk tun: In Heidelberg und Leipzig übersetzt Rizal den »Wilhelm Tell« von Friedrich Schiller in seine Muttersprache Tagalog. Die Landschaft verschiebt sich: Auf einer tropischen Insel erheben sich die Alpen. Aus Protest gegen die Untaten Gesslers, gegen die Intriganz der katholischen Kirche werden diese Berge als Vulkane ausbrechen. Am Vierwaldstättermeer kämpfen eingeborene Bauern gegen fremde Vögte, gegen Arbeit in Knechtschaft.
Rizals Aufenthalt in Deutschland wird zu einer Reise des Übersetzens. Die Fortbildung in Augenheilkunde an der Heidelberger Klinik, seine Begegnungen mit studentischen Burschenschaften oder Kneipenmädel, seine Gespräche mit Philologen in Berlin oder einem Pfarrer im Odenwald – all dies Neue und Fremde wird verglichen mit der Heimat. Worte müssen gefunden werden in Tagalog, oder Analogien gebildet, wenn die Sachen nicht von einem Ort an den anderen verpflanzt werden können. Übersetzen wird zu einer Arbeit der Hoffnung, dass der Aufstand gegen die Kolonialherren kommt, und zur Entdeckung der Angst, dass Gewalt jede Ordnung vernichtet.
Der historische José Rizal kehrt heim. Der Aufstand findet statt. Rizal wird 1896 in Manila wegen Anstiftung zur Rebellion und zum Verrat verurteilt und hingerichtet.
Der Roman verwebt Rizals Reisen, seine Begegnungen in Madrid, Paris, Heidelberg, Leipzig und seine Erinnerungen an die philippinische Heimat mit der Geschichte des Schweizer Freiheitshelden Tell, in der Version Schillers und in der Rizals. Dichtung und Dokument werden von Sprache zu Sprache flüssig, eine Flut.
Auszeichnungen
Schweizer Literaturpreis des Schweizer Bundesamtes für Kultur 2017
Presse
»Annette Hugs kleiner, faszinierender Roman konzentriert sich gleichwohl auf José Rizals Zeit in Deutschland, oder genauer auf seine Zeit mit Wilhelm Tell. « Süddeutsche Zeitung
»Herzerfrischend verschroben: Annette Hugs Roman Wilhelm Tell in Manila führt ins Leben des philippinischen Nationalhelden José Rizal und in den Dschungel der Wörter und Sprachen.« Sabine Vogel, Frankfurter Rundschau
»… sondern in einem klug komponierten Roman, der sinnliche Anschaulichkeit mit Gelehrsamkeit verbindet, ohne mit dem Fachwissen der Autorin zu protzen.« Hans Christoph Buch, FAZ
»Entstanden ist ein akribisch recherchierter und sprachlich dichter
Roman über eine Fussnote der Geschichte, die einem breiten Publikum bislang verborgen geblieben war.« sda, Theodora Peter
»Annette Hugs Prosa ist dabei so fein und gewitzt wie es ihrem Gegenstand, ja ihren Gegenständen angemessen ist« WDR5, Tobias Lehmkuhl
»In einer verdichteten poetischen Sprache schaltet die Autorin das
Geschehen in den vier Waldstätten mit dem philippinischen Durst nach Freiheit eindrücklich parallel.« Basler Zeitung, Peter Burri
Im Buch blättern
Annette Hug
Annette Hug, geboren 1970 in der Schweiz, hat in Zürich und Manila Geschichte und Women and Development Studies studiert. Nach Tätigkeiten als Dozentin und Gewerkschaftssekretärin lebt sie heute als freie Autorin in Zürich. Für ihren Roman Wilhelm Tell in Manila erhielt sie den Schweizer Literaturpreis des Schweizer Bundesamtes für Kultur. 2022 wurde sie für ihren Roman Tiefenlager mit dem Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank ausgezeichnet.